Auf den ersten Blick handelt es sich um einen Coming-of-Age Roman, aber damit ist die Geschichte nur ungenügend beschrieben, denn der Roman erzählt auf spannende und berührende Weise viel mehr.
Die 14jährige Billie lebt mit ihrer Mutter Marika in einer Hochhaussiedlung. Das Geld ist immer knapp, doch Marika hat die Gabe, trotz allem das Leben als ein Fest zu gestalten.
Über ihren Vater weiß Billie nichts, denn ihre Mutter hält ihre ganze Vergangenheit unter striktem Verschluss.
Als die Großmutter aus Ungarn zu Besuch kommt, ändert sich manches. Sie ist sehr religiös, moralisiert ständig und beschimpft Marika, ihre Tochter, immer wieder, was für Billie völlig unverständlich bleibt, da sie von der frühen Lebensgeschichte ihrer Mutter nichts weiß. Bei einer Auseinandersetzung mit der Großmutter stürzt Marika so unglücklich, dass sie an den Verletzungen stirbt. Für Billie bricht eine Welt zusammen. Ihre Trauer ist unermesslich. Als sie erfährt, dass ihre Großmutter sie mit nach Ungarn nehmen will, beschließt sie, ihren Vater zu suchen. Als Anhaltspunkt dienen ihr nur ein halbes Foto und das Zertifikat, das ihre Mutter zum erfolgreichen Abschluss ihres Deutschkurses erhielt, Unterlagen, die sie in Marikas unter Verschluss gehaltenen Sachen findet. Billie hat schon früh von ihrer Mutter Auto fahren gelernt, und so macht sie sich mit dem alten Nissan auf den Weg nach Norden.
Dieser Roman hat mehrere Erzählstränge, die zu Herzen gehen: Der Tod der Mutter und Billies Trauer, ihr detektivischer Spürsinn, aber auch die Schilderung der Nachbarschaft in der Hochhaussiedlung. Durch die lebensbejahende Art der Mutter ist Billie völlig vorurteilsfrei und geborgen aufgewachsen. Die Entscheidung, alles hinter sich zu lassen lässt Billie im Handumdrehen erwachsen werden.
Was sie auf ihrer Suche alles erlebt, welche Menschen sie trifft und wo und wie sie Hilfe erhält, macht diesen zu Herzen gehenden Roman zu einer spannenden und bewegenden Lektüre.
Barbara Scholz
Zuletzt geändert am: 08.11.2023 um 11:51:22
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