Ihre neue Mitschülerin Hanna fällt Josefin zum ersten Mal auf, als diese ohne Schirm oder Regenjacke durch den strömenden Regen läuft, als wäre es ihr Element. Im Unterricht legt Hanna dann ein ziemlich ramponiertes Exemplar des Buches Gotische Kirchen bei Lichte besehen auf den Tisch, legt den Kopf drauf und schläft. Die Lehrerin greift nicht ein.

Josefin ist ein vollkommen unauffälliges Mädchen, das sich für unsichtbar hält und auf der Straße Niemanden anschaut, weil sie Angst hat, dass sie nicht gesehen wird. Zunächst beobachten sich die beiden Mädchen nur, doch nach und nach entsteht eine Freundschaft zwischen ihnen. Aber irgendetwas ist komisch an Hanna, etwas, worüber diese auf keinen Fall sprechen möchte, und Josefin rätselt zwar darüber, fragt aber nicht, weil sie Angst vor Hannas Zurückweisung hat.

Da Hanna sich gar nicht an Konventionen hält und dafür nicht bestraft wird, gewinnt auch Josefin im Laufe ihrer Freundschaft zunehmend an Selbstvertrauen. Und auch in ihrer Familie wirkt Hanna bei ihren seltenen Besuchen wie ein frischer Frühlingswind. Alles könnte so weiter gehen, doch dann verschwindet Hanna mit ihrer Familie plötzlich, ohne irgendeine Nachricht zu hinterlassen. Zunächst fühlt sich Josefin wie vor den Kopf gestoßen, doch mit der Zeit entdeckt sie, dass ihre Freundschaft inzwischen so stark geworden ist, dass sie sich auch bei wortlosen Telefonaten verstehen und Josefin kann mit ihrem neu gewonnenen Selbstvertrauen unbekümmert und optimistisch in die Welt schauen.

Eine sehr berührende, spannende Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft.

Barbara Scholz

Zuletzt geändert am: 05.06.2023 um 08:35:03